Wenn ich mir die deutschen Reviews zum Kinostart von „The Hobbit“ anschaue, fühle ich mich irgendwie, als ob sich kaum jemand mit dem Werk auseinandergesetzt hat. Der große Vergleichspunkt ist LOTR in seinen Verfilmungen, nicht „The Hobbit“ selber. Sehr befremdlich. Anders als die ganzen coolen Rezensionen kann ich gar nichts zur 3D-HFR-Version sagen, ganz simpel, weil ich 3D hasse und wir deshalb mit unser kleinen Fan-Gruppierung in die „normale“ Mittwochs-Preview am Potsdamer Platz im Originalton gegangen sind.

Mir ist aufgefallen, dass meine Freunde alle zu alt werden, um so einen Quatsch wie „ich verkleide mich als irgendwas und ziehe alle Blicke auf mich“ in einer Filmpremiere mitzumachen. So kam es, dass ich als einziger im Waffenrock und mit schwarzem Reisemantel, vermummt mit schwarzem Tuch, etwas verloren zwischen einer stinknormalen Kinobesuchergruppe am Potsdamer Platz stand. Zwischendrin kamen zwar andere Gruppen vorbei, die es aber für meinen Geschmack deutlich übertrieben haben – ich habe bewusst das LARP-Schwert zu Hause gelassen. Im Kino selber haben mich dann Kapitalismus-Söldner der LARP-Szene ausgemacht, die bezahlt wurden, um gute Stimmung zu verbreiten (wahrscheinlich, weil halt keiner mehr außer mir den Quatsch freiwillig macht), und kamen auf mich zugerannt. „Du bist doch bestimmt Herr-der-Ringe-Fan!“ „Ähhh … ich will zu „The Hobbit““ „Ja, genau, Herr der Ringe, hier bekommst du einen Anhänger von uns geschenkt.“ – nettes Geschenk, aber verwirrendes „Gespräch“. Ich will zum Hobbit, nicht zu Herr der Ringe. Also nochmal für alle zum Mitschreiben, was mir bei dieser Rezension wichtig ist: „Der kleine Hobbit“ ist nicht „Herr der Ringe“!

Zum Film: Schön. Sehr schön. Aber … ach. – Ich bin ziemlich begeistert von der Detailversessenheit, mit der das Buch umgesetzt wird, die aber auch erwartbar war vor dem Hintergrund, dass ein paar hundert Seiten in drei Filmen untergebracht werden. Ich war frustriert von den Brückenschlags-Ergänzungen, die Jackson gemacht hat, um sein Filmuniversum abzurunden. In meinem Empfinden hatte „Der kleine Hobbit“ mit dem restlichen Tolkien-Komplex nämlich nur geringfügiges Anknüpfungspotential, und das scheint Jackson halt irgendwie übertünchen zu wollen – was zwangsläufig darin endet, dass sich das Spannungsfeld zulasten des Filmes auf der Leinwand zeigt. Mir fehlen einige Sachen, die den Film für mich abgerundet hätten: die epischen Darstellungen der Hintergründe waren in Ordnung, aber hier hätte viel mehr erzählerisches Potential kommen müssen, die Stimme aus dem Off war selten da. Das gleiche Problem bei der Figur Gandalf: dadurch, dass sie unkommentiert soviel Raum bekommt, verdrängt sie Bilbo als eigentlich Hauptfigur des Films massiv – hier hätte man mit einer Omnipräsenz des erzählenden Bilbos gut gegensteuern können.

Was mich wirklich begeistert hat, war der Witz, den die Umsetzung hatte. Bei diesen Stellen war es ganz offensichtlich, dass hier ein Kinderbuch vorlag, und ich hätte gerne mehr gelacht. Das hat das alles sympathisch gemacht und mich daran erinnert, wie ich das als Kind gelesen habe und leise unter der Bettdecke, ganz stilecht mit Taschenlampe, vor mich hingelacht habe. Jackson hätte im Großen und Ganzen gut daran getan, das Buch nicht als Ergänzung zu „seinem“ Herr der Ringe zu verfilmen, sondern als solches Kinderbuch, das es halt ist – mit all den schrulligen und unschuldigen Details, wegen denen man es als Erwachsener auch noch gerne liest. Mehr Mut zum Kind!

Ich bin sehr gespannt, was die nächsten Teile bringen und *spoiler* ob der Albino-Ork eine schönere Hand findet.

Bild: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 by Rob Chandler (http://www.flickr.com/photos/96147639@N00/319251960/)

 

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