Der sehr lesenswerte Kommentar mit dem grandiosen Titel “Unfollow the Police!” von Julia Seeliger behandelt die Vorstellung von der Besserung der Welt durch die Offenheit aller Daten, eine Quasi-Bewegung, die unter dem Begriff PostPrivacy zusammengefasst wird. Gibt da so einige Leute, die in die Richtung argumentiert haben. Am bekanntesten wohl Julian Assange, der ansonsten ja recht fit ist, aber auf diesem Gebiet – gerade dann auch in Rückschluss auf seinen persönlichen Datenschutz – immer etwas schwächelte. Oder, fast naturgemäß, der gute alte Zuckerberg.

Gute Argumentation aus dem Kommentar von Julia auf diese Ideen:

Den Kapitalismus kann man nicht unfollowen. Man muss ihn überwinden oder regulieren – aber mit Laissez-Faire wird man ihm nicht beikommen können.

Nicht erst seit gestern werden Menschen finanziell diskriminiert, nur weil sie in der falschen Straße wohnen – Stichwort Scoring. Unschwer vorstellbar, dass private Krankenversicherungen gerne auf öffentliche Krankendaten zurückgreifen würden. Aus Post Privacy folgt: Der Kapitalismus entert weitere Bereiche des Lebens, nämlich im vormals Privaten. 

 

Und ich will in die Debatte noch eine ganz alte Meinung reinschmeißen, fast 20 Jahre jetzt alt, und die behandelt vor allem den Unterschied zwischen Privatsphäre [die höchstpersönlich ist] und Geheimhaltung – das Cypherpunk Manifest:

Privacy is necessary for an open society in the electronic age. Privacy is not secrecy. A private matter is something one doesn’t want the whole world to know, but a secret matter is something one doesn’t want anybody to know. Privacy is the power to selectively reveal oneself to the world.

[….]

We cannot expect governments, corporations, or other large, faceless organizations to grant us privacy out of their beneficence.

[…]

We must defend our own privacy if we expect to have any.

Sehr lohnenswert, das ganze Manifest zu lesen, ich hab jetzt nur die plakativen Teile zitiert. Und auf jeden Fall sehr lohnenswert, sich weiterhin um grundlegende Dinge der Debatte einen Kopf zu machen. Zum Beispiel die Frage nach guter und schlechter Geheimhaltung: hätte es WikiLeaks in den 40ern gegeben und wären die D-Day-Pläne geleakt worden – wie sähe die Welt heute aus? Die Frage kommt übrigens aus dem sehr sehenswerten Interview von Al-Jazeera mit Julian Assange.

Tagged with:
 

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

"));