Für eine Beibehaltung des Tanzverbots hatten sich unter anderem die Kirchen ausgesprochen. Der Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Roger Töpelmann, argumentierte, der Karfreitag mache auf Leiden in der Welt, wie in Fukushima und Libyen, aufmerksam. Dieser Gedanke vertrage sich nicht mit Ansichten, die “jedem Bürger zu jeder Zeit freie Selbstverwirklichung zubilligen”. Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen hatte es selbstverständlich genannt “dass die Ruhe an Karfreitag, einem der höchsten Feiertage der Christen, eingehalten wird”.

Ich habe das dumpfe Gefühl, die Leiden der Welt machen auf sich selbst aufmerksam. Jedenfalls Fukushima und Libyen. Der Rest geht eh unter. Worauf die Kirchen doch aufmerksam machen wollen: das Leiden ihres spirituellen Führers. Und das interessiert, mit Verlaub, doch niemanden mehr großartig. Was also die Kirche für selbstverständlich findet, kann mich mal kreuzweise – gerade wenn sie es mir mit staatlichen Verboten aufzwängen will. Die Verankerung vom Christentum in unserem ach so säkularen System ist doch echt zum Kotzen.

Musik angeworfen, die Fenster der Erdgeschosswohnung auf und vierzehn Stunden Karfreitags-Protest-Chillen mit der Couch auf dem Gehweg. Das ist Protest. un muss man auch fairerweise zugeben: in Berlin interessiert sich nicht mal die Staatsmacht für Feierverbote. Sonst würde hier auch die gesamte Wirtschaft zusammenbrechen. Hier wird einem auch erst am Donnerstag-Abend klar, dass es sowas wie Karfreitag gibt und deshalb die Supermärkte zu haben. Na toll, ein Hoch auf den Burger-Dream-Lieferdienst. Völlerei und Tanzen gegen Papst, Kirchen und Verbote.

[Artikel auf Spiegel Online | Bild via strassenstriche unter CC BY-NC]

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