Uh yeah, mal wieder eine Fantasy-Serie aus dem Hause STARZ. Wer nach Spartacus noch nicht genug hat, kommt jetzt wieder voll auf seine Kosten. STARZ scheint gerade die Eigenheit zu haben, bestimmte halb-fiktionale Sachverhalte komplett zu verunstalten, mit Gewalt- und Sexszenen aufzupeppen und mit einigermaßen moderner Sprache zu versehen. Das ist das Konzept, das schon die beiden Spartacus-Serien bestimmt hat, und dieses Konzept soll wohl, wenn auch in abgeschwächter Form, für Camelot dienen.

Camelot, dass ist diese Burg im englischen Pferd-und-Schwert-Zeitalter. Schauplatz der Sage um Artus, Merlin und diversen anderen Akteuren. Die Story wurde schon sehr oft verarbeitet, u.a. in der Verfilmung der Bradley-Buchvorlage “Die Nebel von Avalon”. Wer sie nicht kennt: Wikipedia durchforsten.

Die Pilot-Folge behandelte den Tod von Uther Pendragon und die Offenbarung des Artus als rechtmäßigen Thronfolger. Seine Schwester Morgan, die entweder Vision hat oder auf ziemlich üblem Zeug ist, spielt in der ganzen Sache eine eher unrühmliche Rolle, strebt sie doch auf ihre Art und Weise den Thron an. Ein Toter hier, eine Tote da, ein Wort gibt das andere und schon kommt es zur Fehde zwischen diversen Protagonisten. So weit, so gut. Dabei macht aber gerade Jamie Campbell Bower, der Artus spielt, eine überragend schlechte Figur. Als Bauer hätte ich Merlin echt gefragt: “Dieser weltfremde Sunnyboy-Nerd soll König sein? Da nehm ich lieber Julian Assange.” Seine Reden sind Wischi-Waschi, werden kaum vom Soundtrack unterstützt und rufen in mir nur ein Gähnen hervor.

Was positiv hervorzuheben ist, sind die schönen Kulissen und Drehorte und die Rolle des Merlin, der recht erfrischend von Joseph Fiennes dargestellt wird und deutlich vielschichtiger aufgebaut ist als die restlichen Charaktere, die eher einfach gestrickt sind. Er ist sich über seine großen Aufgaben bewusst, hält sich immer wieder dezent im Hintergrund und scheint auch manchmal an den Ansprüchen zu verzweifeln. Ich glaube, so menschlich habe ich Merlin selten in einer Darstellung erlebt.

Am Ende bleibt festzuhalten: kurzweilig ist das STARZ-Konzept ja, aber für den anspruchsvollen Serienbegleiter ist auch Camelot nur Frühstücksfernsehen. Es gibt viele Wege, die Stoffgeschichte aufzubereiten, z.B. könnte man durch historisch genaue Darstellungen punkten. Aber diese Art der Darstellung, mit diesen Schauspielern, kann mich nicht von der Couch schmeißen. Da schaue ich mir lieber, übrigens auch von STARZ, nochmal Pillars Of The Earth an, das hat mir sehr gut gefallen. Vielleicht bringt ja auch “Game Of Thrones” eine ansehbare Alternative ins Spiel?

Getagged mit
 
"));