Neueröffnungen und Ladenwerbung laufen heutzutage auch viel auf Facebook ab. Da wird, gerade bei zielgruppenspezifischen Läden, die Kundenbasis angesprochen, “Fans” gesammelt und über die Fortschritte und Neuigkeiten im eigenen kleinen Paradies informiert. Und oft wird der Account auch für interessante Links und Artikel genutzt, auf die hingewiesen wird. Das macht die Sache menschlich, der Laden bekommt Profil und wird greifbar.

In manchen Fällen ist das aber ziemlicher Dreck, der da gepostet wird und die Betreiber outen, wer Vater ihrer Gedanken war. Im Falle von Veganz, einem neuen Laden für vegane Produkte in Berlin, wurde ein Link zu “Zeitgeist” gepostet. Das ist eine selbsternannte, inzwischen dreiteilige, Doku, die sich mit der Erklärung der Welt und dem Zusammenmixen von Verschwörungstheorien beschäftigt. Netz gegen Nazis schreibt dazu:

Das Zeitgeist-Movement ist auf einen Film namens “Zeitgeist” zurückzuführen. Neben Religionskritik findet sich Kapitalismuskritik, es werden Verbindungen zwischen dem Finanzsektor und der Rüstungsindustrie nachgezeichnet (also der militärisch-industrielle Komplex) und 9/11 wird ebenso in diesem Zusammenhang betrachtet. In diesem Film werden alle wichtigen Verschwörungsthemen behandelt und zu einem großen Konglomerat zusammengeworfen, dabei gibt sich der Film selbst den Anstrich eines Dokumentarfilms. Dabei transportiert der Film antisemitisches Gedankengut, ohne jedoch explizit die Juden als Quelle des Übels zu nennen. Chiffre für die Juden ist hier das internationale Finanzwesen. Der Jude als Sinnbild für das raffende, also böse, Kapital ist ein antisemitisches Klischee, das schon seit dem Mittelalter existiert und im Nationalsozialismus bedient und ausgeschlachtet wurde. Diese Analogie muss der Zuschauer allerdings selber herleiten, aber der Begriff vom “internationalen Finanzjudentum” ist vermutlich eines der am stärksten verbreiteten antisemitischen Klischees.

Natürlich habe ich die Betreiber sogleich darauf hingewiesen, was sie da eigentlich ins Netz pusten und wofür sie eine Plattform vor ihren über 1300 Fans bieten. Die Reaktion war, typisch, abwiegelnd und relativierend.

Mit diesem Link teilen wir ein aus unserer Sicht interessantes und aktuelles Thema, keine Weltanschauung oder politische Meinung. Genau wie bei der Entscheidung, sich vegan zu ernähren, sollte jeder für sich selbst entscheiden, wie er die hier aufgeworfenen Themen bewertet und für sein Handeln und Tun berücksichtigt.

So richtig kapieren tun sie es nicht, es geht hier nicht um eine persönliche Wertung, sondern darum, dass sie für antisemitischen Dreck eine Plattform bieten. Die Bewertung, die sie ausliefern, ist strukturell antisemitisch und sie ist politisch, da können sie noch sehr relativieren.

Damit hat sich der Plan, sich diesen Laden anzuschauen, erstmal erledigt. Bei solchen Aktionen, die im Namen des Ladens getätigt werden, würde mir aller Hunger und alles Interesse beim Betreten vergehen und wer weiß, wen ich dann mit dem dagelassenen Geld so alles unterstütze. Jeder Mensch mit politischem Bewusstsein sollte sich seine veganen Sachen woanders besorgen.

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