Der Verrat
Kapitel I
Der Nebel lag dick und schwer auf meinen Schultern und drückte mich fast zu Boden, als ich den dörflichen Hafen betrat. Ich meinte für einen Moment, ich müsste in ihm ertrinken, als er um mich zusammenwallte und fürchtete, meine ganze Existenz würde in der schwarzen Nacht für immer verloren gehen. Die wenigen Gaslampen warfen ein flackerndes Licht auf das Kopfsteinpflaster und schufen so einige wenige verlorene Zufluchten der menschlichen Gestaltungskraft. Ihr gebrochener Schein sollte mir einen Weg weisen, doch nirgends ein Hinweis, wohin er führen würde. Unentschlossen stand ich mitten auf dem Hafenvorplatz, die Kais noch nicht im Blick, wie auch, konnte ich doch kaum einige Zentimeter weit sehen. Schon der Gedanke daran, hier nach meinem Freund auszurufen, verbannte mich in die Untätigkeit, kreiste meine Vorstellung doch darum, wie meine Worte den dicken Nebelschwaden als feister Nachtschmaus dienen würden und ihre klägliche Existenz ein jähes Ende fände. Mein Freund, ein alter Schulkamerad, mit dem ich für sechs Jahre die Bank drückte und drücken musste, so sehr wir es auch beide ablehnte und alles damit verbundene hassten, außer uns selbst selbstredend, uns nämlich liebten wir, dieser Freund also wollte mich hier empfangen und zu meiner Überfahrt bringen. Der Überseekoffer in meiner Hand wog schwer, obwohl er meine Habseligkeiten doch auf einige wenige Leichte beschränken sollte, um eine Reise ohne Hindernisse und Belastungen darzustellen. Aber gerade diese Aufgabe erzeugte ein schier untragbares Gewicht, weniger befreit, wie es die jungen deutschen Dichter allerorts noch vor einem Jahrzehnt schrieben, vielmehr umklammerte mich dieser Koffer – ein schäbiger WICO aus zweiter, wohl fettiger Hand – mit all seinen Riemen und ließ jeden Schritt zur behäbigen Herausforderung werden. Ich wandte mich um, und sah einen Gartenzaun im maritimen Grün, schon einige Jahre nicht gestrichen – womit auch, das Material ist knapp in diesen Zeiten und den Leuten geht es schlecht – und ein kleines Schild ragte aus dem trüben Grau auf, darauf stand in abgeblätterter Zaunfarbe „Keils Gasthof“. Und nun, wo ich es las, hörte ich neben den üblichen Geräuschen einer Nacht im jungen Jahr auch leises Stimmengemurmel aus Richtung des Gasthofes wahr, zwei Männer, die anscheinend zulange, es waren ja die frühen Morgenstunden, die Gläser mit billigem Fusel gefüllt hatten, und deren Gespräch sich im breiten Platt nur stockend hin- und her bewegte. Zwischendrin dann einmal der Ausruf: „Lewer dood as Slaav!“ Ich wich vom Zaun zurück, an dem Punkt hatte ich genug gehört. Die Rhetorik der beiden Trunkenbolde schien mir ein Zeichen zu sein, dass es nicht die Art von Rüganern war, deren Hilfe ich in Anspruch nehme konnte oder überhaupt auch nicht wollte.
Wir sind umgeben von Machtverhältnissen, die uns in Beziehung zueinander setzen und unsere Positionen in der Gesellschaft definieren: werden wir als Männer oder Frauen wahrgenommen, als heteronormativ oder mit anderen sexuellen und amourösen Präferenzen, als weiße Deutsche oder als person of color. Oft erkennen wir das, versuchen uns gegen diese Machtverhältnisse zu positionieren und haben individuelle Re-Positionierungen, um innerhalb einer Welt, die uns oft zum Verzweifeln bringt, unseren Platz zu finden.
Dabei sind wir enorm abhängig davon, was dieses „Ich“ in der Gesellschaft, und die Gesellschaft an sich überhaupt bedeutet. Einige Vertreter der Kritischen Theorie haben ein mal mehr, mal weniger entmutigendes Bild darüber gezeichnet, wo das Individuum in einer Gesellschaft scheinbar ohne immanente Widersprüche steht und welche Handlungsmöglichkeiten für die einzelnen oder organisierten Menschen bestehen, den Weg in eine befreite Gesellschaft zu bereiten.
Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen. – Adorno, Minima Moralia, S. 55
Der Literaturkreis soll über ein Jahr sich mit den wichtigsten Werken der Kritischen Theorie in Bezug auf das Thema „Individuum und Gesellschaft“ beschäftigen. Der Literaturkreis soll offen gestaltet werden. Menschen, die sich schon mit den Themen beschäftigt haben mögen ihr Wissen an Einsteiger_innen vermitteln und sich an der kritisch-reflexiven Diskussion bereichern.
Wenn ihr Lust habt, euch zusammen mit anderen Menschen und in lebhaften Diskussion mit der Literatur zu beschäftigen, schreibt mir doch eine Mail an meetinmontauk – ## ät ## – die-genossen.de – dann bekommt ihr eine Einladung mit verbindlichem Ort zur Einführungsveranstaltung. Kosten fallen keine an, Literatur sollte es an den entsprechenden Bibliotheken geben.
Das ist kein Universitätskurs. Man bekommt hier keine Creditpoints. Das ist der Versuch einer unabhängigen Organisierung von interessierten Einzelpersonen.
Einführungsveranstaltung:
Datum: 14. Februar 2014
Zeit: 17:00 Uhr
Ort: Berlin-Friedrichshain (tba)
Wenn ich mir die deutschen Reviews zum Kinostart von „The Hobbit“ anschaue, fühle ich mich irgendwie, als ob sich kaum jemand mit dem Werk auseinandergesetzt hat. Der große Vergleichspunkt ist LOTR in seinen Verfilmungen, nicht „The Hobbit“ selber. Sehr befremdlich. Anders als die ganzen coolen Rezensionen kann ich gar nichts zur 3D-HFR-Version sagen, ganz simpel, weil ich 3D hasse und wir deshalb mit unser kleinen Fan-Gruppierung in die „normale“ Mittwochs-Preview am Potsdamer Platz im Originalton gegangen sind.
Mir ist aufgefallen, dass meine Freunde alle zu alt werden, um so einen Quatsch wie „ich verkleide mich als irgendwas und ziehe alle Blicke auf mich“ in einer Filmpremiere mitzumachen. So kam es, dass ich als einziger im Waffenrock und mit schwarzem Reisemantel, vermummt mit schwarzem Tuch, etwas verloren zwischen einer stinknormalen Kinobesuchergruppe am Potsdamer Platz stand. Zwischendrin kamen zwar andere Gruppen vorbei, die es aber für meinen Geschmack deutlich übertrieben haben – ich habe bewusst das LARP-Schwert zu Hause gelassen. Im Kino selber haben mich dann Kapitalismus-Söldner der LARP-Szene ausgemacht, die bezahlt wurden, um gute Stimmung zu verbreiten (wahrscheinlich, weil halt keiner mehr außer mir den Quatsch freiwillig macht), und kamen auf mich zugerannt. „Du bist doch bestimmt Herr-der-Ringe-Fan!“ „Ähhh … ich will zu „The Hobbit““ „Ja, genau, Herr der Ringe, hier bekommst du einen Anhänger von uns geschenkt.“ – nettes Geschenk, aber verwirrendes „Gespräch“. Ich will zum Hobbit, nicht zu Herr der Ringe. Also nochmal für alle zum Mitschreiben, was mir bei dieser Rezension wichtig ist: „Der kleine Hobbit“ ist nicht „Herr der Ringe“!
Zum Film: Schön. Sehr schön. Aber … ach. – Ich bin ziemlich begeistert von der Detailversessenheit, mit der das Buch umgesetzt wird, die aber auch erwartbar war vor dem Hintergrund, dass ein paar hundert Seiten in drei Filmen untergebracht werden. Ich war frustriert von den Brückenschlags-Ergänzungen, die Jackson gemacht hat, um sein Filmuniversum abzurunden. In meinem Empfinden hatte „Der kleine Hobbit“ mit dem restlichen Tolkien-Komplex nämlich nur geringfügiges Anknüpfungspotential, und das scheint Jackson halt irgendwie übertünchen zu wollen – was zwangsläufig darin endet, dass sich das Spannungsfeld zulasten des Filmes auf der Leinwand zeigt. Mir fehlen einige Sachen, die den Film für mich abgerundet hätten: die epischen Darstellungen der Hintergründe waren in Ordnung, aber hier hätte viel mehr erzählerisches Potential kommen müssen, die Stimme aus dem Off war selten da. Das gleiche Problem bei der Figur Gandalf: dadurch, dass sie unkommentiert soviel Raum bekommt, verdrängt sie Bilbo als eigentlich Hauptfigur des Films massiv – hier hätte man mit einer Omnipräsenz des erzählenden Bilbos gut gegensteuern können.
Was mich wirklich begeistert hat, war der Witz, den die Umsetzung hatte. Bei diesen Stellen war es ganz offensichtlich, dass hier ein Kinderbuch vorlag, und ich hätte gerne mehr gelacht. Das hat das alles sympathisch gemacht und mich daran erinnert, wie ich das als Kind gelesen habe und leise unter der Bettdecke, ganz stilecht mit Taschenlampe, vor mich hingelacht habe. Jackson hätte im Großen und Ganzen gut daran getan, das Buch nicht als Ergänzung zu „seinem“ Herr der Ringe zu verfilmen, sondern als solches Kinderbuch, das es halt ist – mit all den schrulligen und unschuldigen Details, wegen denen man es als Erwachsener auch noch gerne liest. Mehr Mut zum Kind!
Ich bin sehr gespannt, was die nächsten Teile bringen und *spoiler* ob der Albino-Ork eine schönere Hand findet.
Bild: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 by Rob Chandler (http://www.flickr.com/photos/96147639@N00/319251960/)
Der Raum war nur halb voll, und das Gemurmel überstimmt die einleitenden Takte der Musik. In einer typischen Beschreibung würde jetzt hier stehen, dass alle still wurden und gespannt lauschten. Dem war aber nicht so. Alle redeten weiter, das Gemurmel korrespondierte aber in eigentümlicher Weise mit der Musik, die sich durch die Wortfetzen schlängelte und in jedem Gespräch ihren Aktzent setzte.
Der Blackcat Club im Gebiet der U-Street in Washington D.C. ist sowas wie der Club der aufstrebenden Bands, der großen Geheimtipps und der alteingessenen Punk und Indieelite. Ich habe mich in den Berliner Magnet Club von 2007 versetzt gefühlt, als die Location noch im Osten der Stadt angesiedelt war und ich nach meinem Umzug in die Stadt quasi jeden Abend da reingefallen bin, einfach weil ich es konnte. Der Besuch des Konzerts hat viel von dieser Zeit hochgebracht. Bands, die ich nicht kannte und einfach mal wegen dem günstigen Eintritt von $12 mitgenommen habe. Der treibende Indiefolk, der sich mir dann erschlossen hat, der halb gefüllte, niedrige Konzertraum, alles hat sich mit den Erinnerungen an die Zeit vor fünf Jahren vermischt.
Spätestens 2008 war es dann, als ich nicht mehr allein, bei Rooney stand und einfach nur in der Musik und dem Mädchen an meiner Seite versunken bin. Auch das blitzte einen Moment bei mir auf, als ich da stand und die Musik mich umwarf. Vandaveer war die zweite Band, an einem Abend der eigentlich dem Record Release von Astra Via gewidmet war. Doch das Duo hatte eindeutig mehr zu bieten als die beiden, man muss es so sagen, begleitenden Acts. Die Leute vor der Bühne, in ihren Gesprächen, nahmen sich immer wieder die Zeit, die Augen zu schließen und sich zu gleiten, leicht zu schwanken und sich von der Musik umspielen zu lassen. Auf der Bühne stand ein Künstlerpaar, das das Klischee ohne Problem bediente und dennoch authentisch wirkte: Mark Charles Heidinger und Rose Guerin, der eine in roten Hemd, verwaschener Jeans, Musikerweste und einem Indie-Lockenkopf vom Feinsten. Ein durch und durch schöner und charismatischer Musiker, der mit Stimme, Stil und Sexappael begeisterte. Die Kontradiktion, im absolut positiven Sinne dann Rose, die an die großen Sängerinnen der Nachkriegszeit erinnerte, und eine Stimme, die nur einen Funken rauchiger Melodie benötigte, um so individuell zu klingen, dass ich selbst Stunden später noch in Gedanken daran eine Gänsehaut bekommen habe. Ihre Erscheinung auf der Bühne war eine Präsenz, die im Hintergrund von Mark stand, aber diesen Hintergrund aufbaute und zu einem Firmament über den Lead-Parts des Sängers werden ließ.
Diese Konzert war eine meiner schönsten Erfahrungen, wenn auch nur für knapp eine Stunde, in meinem Aufenthalt in D.C. – selten hab ich mich hier mehr Willkommen und gleichzeitig Zuhause gefühlt. Selten habe ich mich auch amerikanischer gefühlt – die Lieder handelten von regionalen Geschichten, Weisheiten, Lieben, Toden … und die Gitarre und Tonalität erzeugte in mir eine starke Identifikation mit diesen Geschichten, und ich konnte sie mit den Menschen und Begebenheiten in meinem Umfeld hier verbinden. Das war sie also, die Korrespondenz meiner eigenen Vergangenheit von vor fünf Jahren und meiner Gegenwart, die eine neue Perspektive erlangt. Keine bahnbrechende, aber eine schön, ein kleiner Funken.
Im Gegensatz zu vielen anderen alten Fans fand ich die Tron-Fortsetzung im Kino gar nicht mal schlecht. Besonders der Soundtrack hat’s mir angetan, Daft Punk hat da eine saubere Platte rausgebracht (Geheimtipp: die Remix-CD!). Nun hat sich Disney gedacht, dass man die Reihe auch nochmal als Animationsserie verwursten muss und hat es in fast jeder Hinsicht vermasselt. Nur ein kleiner Trost ist es, dass es den Pilot kostenlos auf Youtube anzuschauen gibt (evt. aus Deutschland per US-Proxy).
Die Pilot-Folge führt den Charakter Beck (gesprochen von Elijah Wood) ein, ein Programm, dass in am Rande des Grids in der Stadt Argon City in einer Mechaniker-Werkstatt arbeitet. General Tesla nimmt diese Stadt unter seine Fittiche, wobei ein mit Beck befreundetes Programm eleminiert wird. Erzürnt durch diese Ungerechtigkeit rebelliert er und nimmt das Aussehen von Tron, dem berühmten Überwachungsprogramm an, um den Geist der Resistancé in den anderen Programmen zu wecken. Dabei trifft er auf den richtigen Tron, der ihn auswählt, seinen Kampf weiterzuführen.
Es ist natürlich problematisch, die Serie mit den bisherigen Filmen zu vergleichen, schon vom Budget dürften die total unterschiedlich sein. Und doch, es gibt Inkonsistenzen, die einfach zu stark sind, als das man sie unkommentiert lassen sollte. Die ganze Pilot-Folge macht den Eindruck, als sei sie nur halb durchdachte. Es gibt eine Hälfte, die fügt sich wunderbar ein. Und es gibt eine andere Hälfte, die dann den Drift in die falsche Richtung nimmt. Beispiele?
- Die Story: Die Grundkonzepte hat man verstanden. Das Grid wird von Programmen bevölkert und es gibt dominate Programme, die vor allem mit der Sicherheitsstruktur zu tun haben, und unterwürfige Programme, die andere Aufgaben (Wartung etc.) übernehmen. Aber danach geht alles schief: bisher basierte die Tron-Reihe auf einem visualisierten Computersystem, dass keine Abweichungen, höchstens Bugs kannte. Die moralischen Entscheidungen wurden nicht durch die Programme oder Daemons vorgenommen, sondern von außen durch die Flynns in das System gebracht. In diesem Fall gibt es aber keine Beeinflussung von außen, sondern ein Programm nimmt jenseits seiner Aufgabe eine moralische Entscheidung vor und zeigt Eigeninitative – anders als z.B. in Tron:Legacy, wo der Glauben an den User zumindest eine indirekte Beeinflussung nahelegte. Die Serie läuft so dem eigentlichen Konzept von der Beziehung zwischen den Programmen und der Rolle der User entgegen.
- Setting: Man nutzt das Setting aus, die Grid-Struktur hält für actiongeladene Szenen schöne Überraschungen und Effekte bereit. Aber auch hier fehlt das Auge für das Detail: Light Cycles werden eingebaut, natürlich – es sind die Markenzeichen. Aber die programmgerechte Bewegung (immer im exakten Abstand voneinander, zum Boden und zu den Wänden) von z.B. den Recognizer (fliegenden Sicherheitsdaemons) fehlt, genauso die immergleichen Bewegungen der bekannten Panzer. Das hätte man leicht einbauen können, wenn man sich mit den Filmen beschäftigt hätte.
- Animation: Total subjektiv, aber das ist eine Rezension, darum will ich drauf rumhacken. Auch hier das 50:50-Prinzip – die Hintergründe spiegeln sehr schön das Grid wieder, und auch die Objekte fügen sich gut ein. Die Charaktere hingegen sind meiner Meinung nach schrecklich gestaltet und passen nicht in das Setting. Mit langen Beinen und im Gegensatz dazu verkürzten Körpern und sehr kantigen Linienführungen wollte sich wohl jemand ganz abstrakt-indie vorkommen. Brrr.
- Die Musik: Oh yeah. Ich höre das Theme raus, ich höre den musikalischen Gedanken der Soundtracks. Aber das wars, bis auf wenige Augenblicke, wo sie vertraute Qualität annimmt und für Spannung sorgt. Für die Serie hätte man echt mal die Remixe vom T:L-Film benutzen sollen, oder sich zumindest in die Richtung bewegen sollen. So bleibt es nur Hintergrundgedudel, dass sich an berühmten Tonfolgen orientiert.
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint, wie die Herren von Kettcar irgendwann mal gesungen haben. Lieblingszitat. Es fehlt hier soviel Kick in der Serie, dass es das Label Tron einfach nicht wert ist. Ansonsten ist es aber solide Unterhaltung. Das Setting wird in schnellen Actionszenen ausgenutzt und die Handlung bleibt unterhaltsam und an manchen Stellen packend.
Fazit: Die Pilotfolge enttäuscht als Bestandteil der Tron-Reihe. Sie stellt aber solide Nachmittagsunterhaltung dar und hat noch Raum, sich zu entwickeln. Den muss sie auch nutzen, um plausibel mit den großen Brüdern korrespondieren zu können.
Ich hab seit einiger Zeit ein MacBook Pro. Hätte ich vor einigen Jahren auch nicht gedacht, dass ich mir mal eins kaufen würde. Nicht, weil ich irgendwie großartig Partei im Mac/Win/Linux-Getrolle ergriffen hätte, aber eine fehlende System- und Hardwaremanipulationsmöglichkeit hätte mich damals sehr abgeschreckt. Heute ist das anders, Ansprüche ändern sich. Gerade wenn ich mobil bin, möchte ich, dass alles sauber läuft. Frickeln kann ich auch am Desktop-PC.
Was mir aber im OS X Lion wirklich fehlt, ist eine gute Blogging-Software. Sowas wie der Windows Live Writer, der so wunderschön sich das Blogdesign runtergeladen hat und Bilder automatisch mit stylischem Schatten eingefügt. Das Ding ist echt genial, aber naja, nur dafür werde ich mir jetzt nicht die Arbeit mit Bootcamp und einer extra Win-Partition machen. Ich mags ja auch, Blogartikel im OS X Umfeld zu schreiben, ich bin total überzeugt von dem Betriebssystem. Insofern: wer ein ähnlich mächtigen und schönen Blogeditor wie den WLW findet, sag mir bitte in den Kommentaren Bescheid!
Auf dem Facebook-Profil der Mamsell habe ich irgendwann mal einen Song gefunden, der mir interessant schien, aber mit dem ich zu dem Zeitpunkt nicht viel anfangen konnte. Also ab damit in die Bookmark-Liste und jetzt habe ich „Smile For Me, Sun“ von Adam & Alma wieder ausgegraben.
Irgendwie habe ich mich sehr reingehört und wollte natürlich mehr davon. Eine kurze Google-Suche später: die EP „Back To The Sea“ (der Titel verspricht meinen persönlichen Referenzen schon mal sehr viel) gibt es kostenlos von einem kleinen Netlabel! 23 Seconds heißt das und man kann auf der Seiten einfach die einzelnen Songs runterladen oder halt die ganze EP gepackt.
Tracklist:
1. Things
2. Smile For Me, Sun
3. Naked
4. Back To The Sea
5. Bon
„Things“ bietet einen schönen Choruseinstieg in das Hörerlebnis – „Take my hand / It’s just thinking of you / Take my heart / It feels for you“ hauchen einem die dazugehörigen Lyrics entgegen. Die ausgestreckte Hand nimmt man gerne an und begibt sich auf eine Reise in die Klangwelt von Adam & Alma. Höhepunkt ist das darauffolgende „Smile For Me, Sun“. Aufgewärmt durch den Opener wird in dem Track erstmal ein Stimmen der (elektronischen) Instrumente simuliert, was eine positive Erwartungshaltung erzeugt, im Stile von „Jetzt gehts los“. Der Track selbst zeichnet sich durch warme Beats aus, die die Musik tanzbar erscheinen lassen, während Gesang und Melodie eine Contra-Position bilden und eine Ruhe vermitteln, die in den Sessel zurücksinken lässt. Effekt ist: man sitzt eingelullt im Sessel, während das Bein ständig mitzuckt. Während die ersten beiden Tracks sehr typisch rüberkommen und sich auf Pianoindie mit elektronischen Einwürfen konzentrieren, wirkt „Naked“ sehr atmosphärisch und erinnert an eine Düsternheit, die z.B. Chiasm oder den „Hanna“-Soundtrack von den Chemical Brothers (insbes. „Container Park“) kennzeichnet. „Back To The Sea“ ist ein typisches Pianostück, dass über seine langsamen Anschläge die Lyrcis durch die Weite der Träumerei transportiert – um dann ein elektronisches Klanggewand zu zaubern, dass einen umhüllt und kaum wieder zurück in die reale Welt entlässt. Der Abschluss der EP, „Bon“, ist im Vergleich zu den restlichen Songs leider nur ein schwacher Abglanz. Etwas Klangglitter wird einem entgegengepustet, mehr passiert nicht, es bleibt das Gefühl von glitzernder Zahnfüllmasse, damit die Scheibe nicht so leer wirkt. Schade eigentlich. Der, zumal kostenlose, Download lohnt sich trotzdem, gerade für „Smile For Me, Sun“.
Das wunderschönste NY-Video, das ich seit langem gesehen habe. Das ist mir doch glatt einen Post hier wert. Das macht mich echt fertig – ich will zurück.
[via Kraftfuttermischwerk]
Der Alptraum vieler eingefleischter Großstädter passiert ausgerechnet Zoey Hart, eine ambitionierte, junge Chirurgin mit viel Talent: sie sieht sich gezwungen aus New York in das amerikanische Hinterland zu ziehen, genauer in den Ort Bluebell im US-Bundesstaat Alabama. Eine Gegend, in der man morgens mit Blick auf die Konföderiertenflagge aufwacht und ein beschauliches Leben führt, eine Gegend die, so die Aussage eines Bewohners, Hurrikane “Katrina” überlebt hat, in dem alle gemeinsam angepackt, Sandsäcke aufgeschichtet und sich eingegraben haben – ohne externe Hilfe von der großen Welt da draußen. In diese kleinstädtische Gemeinschaft stößt nun Dr. Hart – sie soll ein Jahr als Allgemeinmedizinerin arbeiten, anders kann sie ihre chirurgische Fachausbildung nicht fortsetzen. Also folgt sie den seltsamen Einladungen des Dr. Wilkes, der ihr schon seit Jahren einen Platz in seiner Praxis in Bluebell offeriert. Gerade erst angekommen, findet sie sich mitten in Nachfolgestreitigkeiten wieder: Dr. Wilkes erst vor wenigen Wochen gestorben und hat aus unerfindlichen Gründen Zoey die Praxis hinterlassen – sehr zum Missfallen seines Partners Dr. Breeland, mit dem sie sich nun die Praxisräume teilt, der aber eigentlich auf eine komplette Übernahme nach dem Tod von Dr. Wilkes gehofft hatte. Dessen designierter Schwiegersohn, George Tucker, ist einer der wenigen Menschen in Bluebell, die Zoey nach ihrer Ankunft mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie in die Feinheiten der Kleinstadt einführen, auch wenn das die Verlobte gar nicht gerne sieht und sie sogleich zur persönlichen Feindin erklärt. Oder ihr, wie im Falle ihres Nachbarn Wade, tatkräftig beim Bewältigen der ersten Hindernisse helfen – denn eine Begegnung mit einem, wenn auch handzahmen, Alligator ist für die New Yorker Jungärztin schnell überfordernd. Und dann ist da noch Lavon Hayes, der afroamerikanische ehemalige Football-Star, nun Bürgermeister mit 99 Prozent Wahlerfolg, mit dem unergründlichen, aber immer strahlenden Lächeln auf dem Gesicht …
Gerade diese absurden Charaktereinwürfe machen diese Serie zu einer der interessantesten Neustarts der Fall-Season – ein unglaublich gut gelaunter, relaxter schwarzer Bürgermeister in den Südstaaten? Die Serie lebt von ihren Klischees und Konterklischees, die auf beeindruckend simple Art und Weise den Unterschied von Stadt und Land erklären und dabei eine Momentaufnahme der Alabama-Seele dezent in den wohltemperierten Hintergrund stellt. Trotz Finanzkrise, trotz Katrina – die Leute halten zusammen, packen mit an und ziehen sich gegenseitig aus dem wortwörtlichen Sumpf. Das Modell scheint zu funktionieren – doch welchen Preis hat es, und wie stabil ist es? Die Offenheit der Leute gegenüber Fremden ist – nun ja – reduziert und Zoeys herablassende NY-Halbgöttin-in-weiß-Art gibt aller Sympathie den Rest. Hier muss sie anfangen, sich neu zu beweisen und sich neue Kompetenzen zu erarbeiten. Ihr Charakter steckt voller Wissen, aber ohne menschlichen Schliff und Bluebell kann für Zoey nur eine große Funktion haben: erwachsen zu werden. Die Pilotfolge lässt hier viel Raum offen, in welche Richtung die Entwicklung geht, aber Selbstfindung und Growing-Up wird definitiv dazu gehören, wobei für diese Thematiken Rachel Bilson die perfekte Besetzung ist: durch ihre aktuellen Projekte (“New York I Love You”, “Waiting For Forever”) scheint auch die Schauspielerin aus dem Schatten ihres Teenie-Erfolgs “O.C. California” herauszutreten und sich davon zu emanzipieren.
Die Pilotfolge gibt hier also Aussicht auf eine grundsolide, sympathische und entwicklungsfähige Serie ohne große Neuigkeiten, dafür aber mit viel Charme.
Oha, neue Indiemusik. Der Beitrag dazu wird nicht lang, die erinnern mich an eine Mischung aus Polarkreis 18 und I Might Be Wrong. Ziemlich cool, absolute Empfehlung.
Man findet We Invented Paris auf ihrer Homepage mit ein paar Songs und auf Bandcamp. Ihr Album kommt am 4.11. raus – ich freu mich drauf!
Nachdem ich mich heute mal intensiver mit der Sicherheit meiner diversen Kommunikationskanäle beschäftigt habe, bin ich über eine Erweiterung zum sehr coolen HTTPS-Everywhere gestoßen.
HTTPS-Everywhere ist ein Firefox-Addon, dass durch die EFF zur Verfügung gestellt wird und mit voreingestellten Seiten (die großen Player: Facebook, Google, etc.) HTTPS-verschlüsselte Verbindungen aufbaut. Das dient dazu, euren Datenverkehr auch z.B. im offenen WLAN vor unliebsamen Mitnutzern geheim zu halten – es lassen sich also nicht so einfach Passwörter etc. aus einem Mittschnitt eurer Daten auslesen. Das Addon macht das also ganz automatisch, aber leider bisher nur bei ausgewählten Seiten, nicht bei allen.
Dafür gibt es den HTTPS-Finder: das Tool, auch eine Firefox-Erweiterung, erkennt automatisch, ob eine Website HTTPS anbietet und bietet dann an, für HTTPS-Everywhere eine Regel zu erstellen, dass diese gesicherte Verbindung in Zukunft genutzt werden soll. Tolles Ding, wenn auch noch im experimentellen Zustand. Bisher hat’s bei mir aber sauber funktioniert.