Was es inzwischen alles gibt. Wem Parcour zu anstrengend ist, wer sich  bei Graffiti nicht die Hände schmutzig machen will und wer gar keine Techno mag und deswegen nicht zu den Untergrundpartys in abgranzten Häusern geht, für den hat die Welt eine neue Kategorie: Urban Exploration! Das ist im Grunde die Sportart des Hausfriedensbruch. Mach-was-du-willst gepaart mit kindlichem Entdeckungsdrang.

Hört sich das jetzt alles zynisch an? Ich will nur aller Kritik vorangreifen, weil ich find das Ding recht cool. Es gibt schon Dokus dadrüber, die unter dem Artikel eingebunden habe, wo die Aktivsten betonen: Ey, es gibt hier keine Regeln, Urban Exploration ist das, was du machst und wo du es machst. Auf Brücken klettern fällt genauso darunter, wie mal in Krankenhaus gehen. Es geht den Interviewten darum, ein Gefühl für die Stadt zu bekommen, seine Grenzen zu erforschen, seinen Horizont zu erweitern – und das im Selbstzweck, also nicht versteckt hinter anderen Aktivitäten wie Graffiti (wieviele sprühen nur für den Kick ohne Zugang zum eigentlichen Akt?).

Ich glaube, das ist auch ein cooles Ding um kollektiv die Geschichte der Stadt zu erforschen. Ich würde gerne mal die alten Transportkanäle unter den Friedrichshainer Schlachthöfen sehen. Oder bestimmte Teile des Tempelhofer Flughafens. Oder bestimmte Villen in Dahlem. Es gibt echt viel, womit ich mich in der Stadt noch nicht beschäftigt habe und was einfach weggeschlossen wird – warum eigentlich? Um es fernab von allen Blicken zu konservieren, um der Konservierung, nicht des gesellschaftlichen Erhalts, willen? Und ich würde auch gerne damit körperliche und geistige Herausforderungen verbinden – das Planen, das Ausforschen, die Recherche nach Einstiegsmöglichkeiten und dann die Handlung selber – durch eklige Suppe laufen im Kanal, bei Regenfall im Untergrund fast weggespült werden, 100m in der Luft an einer Mauer langtasten – schon beim drüber nachdenken läuft mir ein Adrenalinschauer über den Rücken. Und dazu kommt dann noch das Gruppenerlebnis.

Was ich glaube ich nicht machen würde: das ganze filmen, fotografieren etc. – abgesehen von der allgegenwärtigen Repressionbedrohnung, die nunmal da ist, wenn man außerhalb der Norm handelt, finde ich es auch schade, solche Momente, solche unikaten Situation, irgendwo zu drauf zu bannen und der Welt zugänglich zu machen. Es entwertet mir die Story. Vielleicht 1-2 Triumphfotos, aber mehr auch nicht. Lieber drüber schreiben, daraus eine Geschichte machen, die man irgendjemand über den Kaffeetisch oder seinen Kindern vor dem Einschlafen erzählt.

Ich glaube, ich habe einen Plan für Berlin, wenn ich wieder da bin!

[Dokumentationen via Nerdcore]

Crack The Surface – Episode II from SilentUK on Vimeo.

Crack The Surface – Episode I from SilentUK on Vimeo.

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Set your Twitter account name in your settings to use the TwitterBar Section.
"));